Wirtschaftslage

Es wurde mehr gebaut – aber auch teurer

Die wirtschaftliche Erholung hat auch die Bauwirtschaft erfasst. Gerade der Hochbau hatte im Berichtsjahr deutlich an Schwung zugelegt. Besonders stark war dieser auch von der Teuerung betroffen. Die Erwartung auf steigende Zinsen bei weiterhin hoher Nachfrage könnte die Teuerung beschleunigen und die gute Entwicklung mittelfristig etwas ausbremsen.

Das Berichtsjahr 2021 war geprägt von einer allgemeinen wirtschaftlichen Erholung im Anschluss an die starken Konjunkturrückgänge vom Vorjahr. Lagen die Wachstumserwartungen für das Bruttoinlandprodukt (BIP) im Dezember 2020 noch bei -3,3 Prozent, wurden diese im ersten Quartal 2021 auf 3,2 Prozent korrigiert. Die Gesamtwirtschaft gewann weiter deutlich an Schwung. Gleiches galt für die Bauausgaben, wenn auch in geringerem Ausmass. Nach einer negativen Wachstumsprognose von -1 Prozent Ende 2020, drehte die Erwartung ins Positive (1 Prozent) und stieg im dritten Quartal gar auf 1,8 Prozent, um im letzten Quartal leicht auf 1,3 Prozent zu sinken.

Wachstumsprognosen Bauinvestitionen und BIP 2020–2021

Die Entwicklung spiegelte sich auch in den quartalsweise erscheinenden Hoch- und Tiefbauindizes des Schweizerischen Baumeisterverbandes und der Credit Suisse wider. Dabei war der Hochbau der besondere Treiber der Entwicklung: Ende Dezember 2021 resultierte ein sattes Plus von 11,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Der Tiefbauindex stieg dagegen nur um 2,4 Prozent.

Die Erholung im Baubereich wurde durch einen starken Preisanstieg begleitet. Im Oktober 2021 betrug der Preisanstieg über den gesamten Baubereich hinweg 4,1 Prozent, verglichen zum Vorjahr. Mit 4,6 Prozent war der Hochbau wiederum deutlich stärker betroffen als der Tiefbau mit 2,4 Prozent.

Hoch- und Tiefbauindex 2020–2021

Der Projektierungssektor hatte gemäss der KOF Konjunkturumfrage die Geschäftslage während des Jahres besser beurteilt. Der Index stieg von 40 Punkten Ende 2020 kontinuierlich auf 52.5 Punkte im Oktober 2021. Auch die jeweils nächsten sechs Monate wurden ab 2021 wieder positiv beurteilt und lagen im Oktober 2021 auf dem Niveau von Mitte 2019.

Die Bauwirtschaft war bereits während der Krise weniger stark betroffen als andere Bereiche. Entsprechend fiel auch die Erholung im Vergleich zur Gesamtwirtschaft etwas geringer aus. War im Vorjahr der Tiefbau der Treiber der Wirtschaftsentwicklung, hat sich dieses Bild im 2021 gedreht. Wohnungs- und Wirtschaftsbau waren zu gleichen Teilen an der Entwicklung beteiligt. Gerade diese Zunahme privater Bautätigkeiten war ein starkes Zeichen für die Erholung der Wirtschaft.

Entwicklung des Baupreisindexes in der Schweiz 2020–2021

Gleichzeitig war die Bauwirtschaft aber auch überdurchschnittlich von der zunehmenden Teuerung betroffen. Betrug die Teuerung beim Gesamtkonsum im 2021 rund 1,5 Prozent, lag diese für die Bauwirtschaft im selben Zeitraum bei 4,1 Prozent. Auch hier zeigte sich, dass der Hochbau mit 4,6 Prozent stärker betroffen war als der Tiefbau mit 2,4 Prozent.

Die Ursache des steilen Teuerungsanstiegs lag teilweise bei der erhöhten Nachfrage nach Baumaterialien, wurde aber durch Lieferengpässe noch beschleunigt. Ebenso scheint die Zeit der tiefen Zinsen allmählich dem Ende zuzugehen. Dies wird den Aufschwung mittelfristig vermutlich etwas ausbremsen. Mit steigenden Zinsen werden auch alternative Anlagemöglichkeiten statt Immobilien wieder attraktiver, was den Fokus erneut vermehrt auf den Tiefbau und Aufträge der öffentlichen Hand richten könnte. Ebenfalls unklar bleiben die langfristigen Nebeneffekte der Krise auf das Arbeits- und Konsumverhalten, welche wiederum die Nachfrage nach Geschäfts- und Büroräumen negativ beeinflussen könnten.